Rechtsextremismus und Rassismus

Das Land Brandenburg wird seit seinem Bestehen bundesweit und international mit Rassismus und Rechtsextremismus assoziiert. Diese Verbindung ist nicht ungerechtfertigt, denn die Zahl an rassistischen und rechtsextremistischen Überfällen ist hoch. Viele kennen Geschichten wie die aus Schwedt, wo eine ganze Antifa-Gruppe 1992 nach einer Kette von Angriffen auf Anraten der Polizei die Stadt verlassen hat. Dennoch leugnen Politiker und Bevölkerung das Problem permanent.

Ende der 1990er Jahre erregten diese Zustände internationale Aufmerksamkeit. Auch aus Image-Gründen sah sich die Bundesregierung gezwungen, Maßnahmen gegen die rassistische Stimmung zu ergreifen. Die Landesregierung hatte schon etwas früher, nämlich 1997, ein halbherziges Handlungskonzept „Tolerantes Brandenburg“ zur Bekämpfung von „Gewalt, Fremdenfeindlichkeit und Rechtsextremismus“ vorgelegt. Nie geändert hat sich hingegen die staatliche Politik der Ausgrenzung von nicht-deutschen Bevölkerungsgruppen, v.a. von Flüchtlingen. Während die Landesregierung die BrandenburgerInnen dazu aufruft, freundlich zu Ausländern zu sein, mobilisiert der Bundesgrenzschutz die im Grenzgebiet lebende Bevölkerung zur Flüchtlingsjagd.

So kann sich selbstverständlich kein antirassistisches Bewusstsein herausbilden. Nur in den Städten, in denen sich eine aktive antifaschistische und alternative Gegenkultur gebildet hat, wird den Phänomenen von Rechtsextremismus und Rassismus eine Grenze gesetzt.

Buchtipp: "Nur ein Toter mehr ..." Guben/Brandenburg

Buchtipp:

Nur ein Toter mehr ...
Alltäglicher Rassismus in Deutschland und die Hetzjagd von Guben.

In den frühen Morgenstunden des 13. Februar 1999 wird der Algerier Farid Guendoul/Omar Ben Noui im brandenburgischen Guben von einer Meute Neonazis in den Tod gehetzt - nur ein Toter mehr auf der Liste der Opfer rassistischer Gewalt, die seit der Wiedervereinigung unaufhaltsam anwächst?
Das Buch ist eine Sammlung von Reportagen, Analysen und Interviews, die die Situation in Guben vor und nach der Tat skizzieren. Es ist ein Resultat der mehr als zweijährigen Arbeit der AutorInnen, in der sie die überlebenden Opfer der Hetzjagd und die Familie und Freunde von Farid Guendoul unterstützten, den Prozess gegen die elf Täter verfolgten und sich immer wieder in die lokale Politik einmischten.
Was hier am Beispiel Gubens geschildert wird, steht stellvertretend für viele Städte in Deutschland, in denen eine rassistische Dominanzkultur nicht nur mordbereite Neonazis reproduziert, sondern vom Mainstream einer gesellschaftlichen Mitte getragen wird.
Das Buch ist auch Teil der Suche nach eigenen Handlungsansätzen jenseits einkalkulierter und berechenbarer Antifa-Aktivitäten - eher Fragen als Antworten: ein Anfang.

von Prozessbeobachtungsgruppe Guben (Hg.),
Das Buch ist in der Reihe antifaschistischer Texte im Unrast-Verlag erschienen.
169 Seiten
Hamburg/Münster, März 2001.
ISBN 3-89771-806-5