Neubaugebiete

Neubaugebiete

Wie in vielen anderen Städten dieser Welt gibt es auch in Potsdam große Wohngebiete, die eine architektonische Einheit bilden und eher auf Funktionalität ausgelegt sind.
Ab 1960 entstanden aus Großbaustellen Quartiere für tausende Menschen.
Im April 1971 wurde auf dem 8. SED Parteitag ein weiterer charakteristisch- architektonischer sowie wohnungspolitischer Grundstein für eine neue Epoche gelegt.
Das Projekt - namentlich „Lösung der Wohnungsfrage als soziales Problem bis 1990“ – sah die Errichtung, nach damaligen Ansprüchen, moderner und praktischer Plattenbauten in kürzester Zeit vor.
Die Bezirksstadt Potsdam unterlag damals wie viele andere ostdeutsche Städte auch einer hohen Nachfrage an Wohnraum.
Die Unzufriedenheit der Bevölkerung über ihre Wohnsituation wuchs rapide an, sodass aus dem Nichts Wohngebiete aus dem Boden gestampft werden sollten. Diese wüstenähnlichen Großbaustellen – das Wohngebiet am Stern war Ende der Siebziger Jahre die größte Baustelle des Bezirk Potsdam – waren besonders für Kinder und Jugendliche paradiesische Spielplätze.
Nach der Wende kamen zudem mit dem Kirchsteigfeld im Osten und dem Alten Rad in Eiche zwei weitere, wenn auch grundverschiedene, Wohngebiete dazu.
Aktuell wohnen etwa 51.000 Potsdamer und Postdamerinnen (ca. 40%) in neun großen Wohngebieten, hauptsächlich jedoch auf der Ostseite der Havel.
Wer Abends das pulsierende Leben erwartet, ist auf jeden Fall falsch in diesen Vierteln, die nicht zu unrecht als „kulturelle Wüsten“ bezeichnet werden. Aber das ist ja irgendwie überall das Gleiche.

Waldstadt I

Die Bauarbeiten für das erste große Wohngebiet der Stadt Potsdam begannen 1960 auf einer 45 ha großen forstwirtschaftlichen Fläche im Südosten der Stadt und endeten vier Jahre später.
Die 2700 Wohnungen in den vier- bis fünfgeschossigen Wohnblöcke mit Steildächern bewohnen heute noch etwa 4500 Menschen. Das Alter des Viertels spiegelt sich auch in der Alterstruktur der Bevölkerung wider. So liegt das Durchschnittsalter bei 51 Jahren (Spitzenwert) und etwa ein Dritte der Bevölkerung ist über 65 Jahre alt.

Am Schlaatz

Das Wohngebiet am Schlaatz hat eine Fläche von ca. 76 Hektar und wurde zwischen 1980 und 1987 erbaut. Die Errichtung der Plattenbauten erfolgte zeitlich gestaffelt von Nord nach Süd, wovon heute noch die Endungen der drei Quartiere (-horst; -hof; -kiez) zeugen.
Nach der Wende hatte dieses Wohngebiet von allen anderen in Potsdam die höchste Bewohner- Fluktuation, denn die Einwohnerzahl sank durch viele Wegzüge um knapp 35%.
Der Schlaatz hat heute 11.000 Einwohner, die auf etwa 5.500 Wohnungen verteilt leben, wobei auffallend viele Einpersonenhaushalte (55%) und Einraumwohnungen (25%) die Wohnstruktur bestimmen.
Mit den Fördermitteln aus zahlreichen Töpfen und Programmen sollte dem schlechten Image und den hohen Wegzügen entgegengewirkt werden. Tatsächlich konnte der Leerstand zurückgedrängt werden und viele Sanierungs- und Modernisierungsmaßnahmen veränderten das Erscheinungsbild des Viertels.
Doch gerade durch die Wohnungspolitik in Potsdam der letzten Jahre erfolgt eine starke Verdrängung finanziell schlechter situierter Bevölkerungsschichten in den Schlaatz.
Dadurch ist der Schlaatz das sozial und kulturell Vermischteste aller Potsdamer Neubaugebiete.
Das ein solches Viertel nicht nur Probleme mit sich bringt, sondern auch Potentiale hat und Möglichkeiten birgt, zeigen die engagierten BewohnerInnen vom Schlaatz. Bleibt abzuwarten, was sich zukünftig in diesem Bereich tut.

Problematisch sind hingegen Äußerungen einiger Politiker, die Wörter wie "Sanierungsstopp" - um auch weiterhin "billiger Wohnraum in Potsdam" anbieten zu können - in den Mund nehmen.
Das zeigt ziemlich deutlich die Masche, "Unliebsame" in gewissen Viertel zu drängen und zu isolieren. Schließlich ist in den durchgestylten Altbauvierteln immer weniger Platz für Geringverdienende.
Das Wohngebiet am Schlaatz – mit einem Altersdurchschnitt von 37,1 Jahren recht jung – wird wohl langfristig ein sozialer Brennpunkt bleiben und somit die örtliche Kaufhalle weiterhin als einzige der Stadt zu Sylvester mit Spanplatten verrammelt wird.

Am Stern

Am größte Potsdamer Neubaugebiet, benannt nach der sternförmigen Wegekreuzung am Jagdschloss als Eingang in die Parforceheide, begannen Anfang der Siebziger. Ab 1973 war es die größte Baustelle im Bezirk Potsdam, die mit dem Johannes - Kepler - Platz das (funktionale) Herzstück des Wohngebiet aus dem Boden stampften.
Wie in anderen Neubaugebieten ging auch „Am Stern“ die Einwohnerzahl zurück (von 18.250 Ew./ 1991 auf 14.100 Ew. / 2000), obwohl die Sanierung der Wohnblöcke stetig fortschritt und heute nahezu jede Fassade einen neuen Anstrich hat.
Die einzigen Dinge, die Menschen an den Stern locken sind das Sterncenter (Konsumtempel zwischen Drewitz und Stern), die kleine Bibliothek und Schwimmhalle am Kepler- Platz und der Baggersee im Westen des Wohngebietes. Doch Vorsicht. Neben der Gefahr in eine der vielen herumliegenden Glasscherben zu treten, treiben sich besonders im Sommer – vor allem Abends - einige unsympathische Menschen rum.
Früher gab es im „Sternclub“ (Jugendclub am Jagdhaus Stern) ab und an mal Konzerte, doch mittlerweile passiert auf diesem Sektor auch nix mehr(?).

Waldstadt II

Als eines der schönsten Neubaugebiete der DDR galt die zwischen 1977 und 1986 erbaute Waldstadt II.
Das gesamte Viertel ist von Kiefernwaldbeständen durchzogen, die im Süden in die Ravensberge übergehen und wird von aktuell ca. 10.00 Menschen in vorrangig fünfgeschossigen Blöcken bewohnt.
Mit dem Durchschnittsalter von 37,4 Jahren und einem Bevölkerungsanteil von 10% der über 60-Jährigen ist die Waldstadt II ein recht junges Viertel.

Drewitz

Aufgrund der Nähe zum alten Dorfkern „Drewitz“, bekam das Neubaugebiet im Äußersten Südosten Potsdams eben diesen Namen.
Als letztes Neubaugebiet der DDR begannen die Arbeiten 1986 zwischen der Nutheschnellstraße und der Autobahn.
Ursprünglich sollte der Bau in zwei Abschnitten erfolgen, doch wurde nur der Bauabschnitt „Drewitz I“ 1991 vollendet.
Auf der zweiten Fläche wurde in den Neunziger Jahren das Kirchsteigfeld errichtet, das sich architektonisch deutlich vom benachbarten Neubaugebiet unterscheidet.
Die 6.700 Einwohner (1992 noch 8.000) sind mit 35 Jahren im Durchschnitt die Jüngsten aller Wohngebiete und wohnen am engsten zusammen (Bevölkerungsdichte 177 Ew./ ha).
In den nächsten Jahren soll neben dem Sterncenter ein großes Spaßbad gebaut werden, dass wieder mehr Leben in den Südosten der Stadt bringen soll.

Zentrum Ost

Als ein 33,5 ha großes, kompaktes und dicht bebautes Neubaugebiet kommt Zentrum Ost daher.
Das zentrumsnahe Viertel am Ufer der Havel - zwischen Nuthe und Nutheschnellstraße - hat nach Waldstadt I mit 46,5 Jahren das höchste Durchschnittsalter.
Heute wohnen etwa 4.600 Menschen in ca. 3000 Wohnungen, die als einziges Neubaugebiet Potsdams bereits komplett (nach 1990) saniert wurden.