Die Medaillie hat zwei Seiten

Als gebürtiger Criewener muss ich auch einmal zum Thema etwas loswerden. 1993-1994 war ich als "Ranger" im Rahmen eines freiwilligen ökologischen Jahres in der Naturwacht Schorfheide/Chroin tätig und habe mich in diesem Jahr intensiv mit dem Thema beschäfigt.
Problem Nummer 1 wird wohl der Status Nationalpark bleiben, da 50% Quote wohl noch lange nicht erfüllt ist.
Ich vermute, man hatte damals im Eifer und der Euphorie eines grenzüberschreitenden Nationalpark gedacht (der polnische Teil wird erheblich geringer genutzt!), dass was in Polen ungenutzt ist bleibt so und erfüllt damit die 50% Quote. Das Gesetz allerdings let fest, dass "beide Seiten" diese Quote zu erfüllen haben! womit natürlich die probleme vorallem mit den ansässigen Bauern vorprogrammiert sind.

Sicherlich sind die Polder ein einzigartiges Gebiet - allerdings sind sie KULTURLANDSCHAFT und damit von Menschenhand geschaffen. Was damit passiert kann man an vereinzelten Stellen "entdecken" - Verbuschung und Wildwuchs --> damit Vertreibung der seltenen Bodenbrüter im Gebiet.

Ich hatte damals gehofft, das aus dem Gebiet statt eines Nationalpark (ich bin trotz meiner Kritik kein Gegner selbigens)ein Biosphärenreservat errichtet wird, weil hier der Schwerpunkt auf die hachaltige Kulturlandschaft gelegt wird (extensive Weidebewirtschaftung ect.)und der Mensch als Bestandteil intergriert wird, anstatt ihn auszuschliessen.

Ich finde das gerade aus ökologischer Sichtweise ein sehr kurzfristiges und engstirniges Denken einiger sogenannter "Öko´s": wir machen einfach einen Zaum drumherum und gut ist. Dann wundert man sich Jahre später, warum die seltenen Orchideen (weswegen man den Zaum errichtet hat) auf einmal verschwunden sind.
Man muss gerade in solchen sensiblen Bereichen genau daraufachten, was "man" tut und was nicht.

Kai

Kultur- oder Naturlandschaft?

In Deutschland gibt es so gut wie keine Landschaften, die nicht durch die Nutzung des Menschen veraendert wurden. Daher ist der NP Unteres Odertal nicht der einzige Nationalpark, der keine "unberuehrte Natur" enthaelt. Was die Polderbewirtschaftung angeht, so sind Oekologen jedoch der Ansicht, dass es am besten waere, die Polderbewirtschaftung ganz einzustellen. (siehe "Limnologie aktuell, Band 9, "Das Untere Odertal"; Dohle, Bornkamm, Weigmann; Schweitzerbartsche Verlagsbuchhandlung, 1999)
Hauptaspekt des Nationalparkes sind die Flussauen der Oder, die in Mitteleuropa die letzten naturnahen Flussauen sind.
Was die Verbuschung angeht, denke ich da an die Trockenrasenflaechen, die natuerlich erst durch Landwirtschaftliche Nutzung (extensive Mahd) entstanden sind und mit Wegfall derselben bedroht sind. Es gibt seitens der Naturschuetzer jedoch viele Konzepte, mit diesen Problemen umzugehen.
Wer Lust hat, den Nationalpark mal naeher kennenzulernen oder sich an Naturschutzpflegeeinsaetzen beteiligen will: Die Naturschutzjugend Brandenburg bietet regelmaessig Seminare und Arbeitseinsaetze im NP Unteres Odertal an. Mehr unter www.najubrabu.de

Thomas