Warum leben die Brandenburger eigentlich nicht in Zelten?

Bauen in Brandenburg

Ok, die wenigsten von uns haben schon mal irgendwas gebaut. Immobilien. Und noch weniger haben schon mal einen Bauantrag gestellt. Ich weiß jetzt auch wieso...
Deshalb hier kurz die Erfahrungen mit der unteren Baubehörde eines Landkreises irgendwo im schönen Brandenburg.
Ich will für ein Bauvorhaben eine Bauvoranfrage stellen und bilde mir ein, das die Baubehörde mir vielleicht den einen oder anderen Tipp geben könnte, wie das am ehesten möglich wäre. Bürgerfreundliche Zusammenarbeit.

Telefonat 1:
„ Hallo, ....., ich habe ein Frage. Ich habe da ein Bauvorhaben im Außenbereich vor. Könnte ich einen Termin bei ihnen machen, damit wir mal absprechen, wie das eventuell gehen könnte?!“
-Stille-
„Hallo?“
„Jaaaa?“
Frau spricht laaaangsaaaam... mit vielen Pausen -
„Daaaas iiiiist ganz schwiiiieriiiiig.“ - Stille-
„Ja, könnte ich mal vorbeikommen, dass sie mir erklären, was ich da beachten muss?“
-Stille-
„Hallo, sind sie noch da? Das wäre sehr hilfreich, ich hab ja sowas noch nie gemacht.“
-Stille-
„Naaaa, ..... Sie können ja kommen,..... aaaabeeeer ..“

Gespräch im Bauamt:
(Mir gegenüber die langsame sprechende Frau in einem rosa Häkelpulli)

„Hallo, sehen Sie mal, Ich möchte hier (zeige mitgebrachte Pläne) das ( zeige mitgebrachte Bauzeichnungen) bauen. Können sie mir sagen, welchen Gesetzlichen Grundlagen ich da beachten müsste? Ist ja im Außenbereich da ist das ja schwieriger. Geht das denn überhaupt? Ich will gerne eine Bauvoranfrage stellen, aber sowas habe ich ja noch nie gemacht, vielleicht können sie mir da irgendwie helfen?“
„Hmmm“
„Ja, wie könnte das denn gehen, dass ich da eine Bauerlaubnis bekomme?“
„Hmmmmm...“
„Was müsste ich denn da bei der Antragstellung beachten?“
„Hmmm... das kann ich ihnen ja nicht sagen, ob das geht... da muss ich ja die Fachämter fragen.“
„Ja, ich hätte ja nur gern eine Information, ob es gehen könnte, oder ob das so von vornherein nicht möglich ist.“
„Ich kaaan Ihnen daaaaas nicht sagen, ..... da müssen ja die Fachämter gefragt werden....“
„Aber sie werden doch eine Einschätzung geben können, oder eine Idee haben, was am wahrscheinlichsten gehen könnte?“
„Neeee, das müssen die Faaaachääääämter sagen.“
„Ich kann also kein Einschätzung bekommen, ob das Bauvorhaben von vornherein abgelehnt wird oder nicht?“
„ Neeee, daaa müssen sie eine Bauvoranfrage stellen..und dann melden sich da die Fachämter.“
„Ja, will ich ja, können Sie einschätzen, ob das so was wird?
„ Da müssen sie eine Bauvoranfrage stellen“
- Ich werde langsam entnervt -
„Was muss ich denn da beachten?
„ Daaas kann ich ihnen aaaauch nicht sagen. ..... Steht alles im BauGB §35 (1) ..... und (2).“
„Aber als landwirtschaftlicher Betrieb bin ich doch privilegiert, oder? Könnte das meinen Bauantrag vereinfachen?“
„ Daaaas kann ich Ihnen nicht sagen, ...... daaaa muss ich die Fachämter fragen...“

Hier kürze ich. Ich stellte die Frage noch in verschiedenen Variationen. Keine Antwort. Länger wurde beim Thema verweilt, was ein landwirtschaftlicher Betrieb ist und ob ich denn einer wäre, weil ich dann ja ein privilegiertes Bauvorhaben wäre. Auch hier keine Antwort. Das Gespräch dauerte eine Dreiviertelstunde. Es gab keine andere Information, als das sie nichts sagen könnte, denn Sie müssen erst die Fachämter fragen. Also weder einen Tipp, noch irgendeine Hilfestellung.

„Im Auuuußenbereich ist das ja sowieso schwierig...... Da müssen sie einen Architekten fragen.“
„ Aber eine Voranfrage kann ich doch ohne Architekten stellen?“
„Jaaaa, neeee, das ist für Sie viiiiel zu kompliziert....“
( Äääh?)
„Aber jeder sollte doch einen solchen Antrag stellen können?“
„Neeee, .... das können sie gar nicht...“

-Ich will in Ihren Schreibtisch beißen. -

„Sie können mir also nicht helfen, keine Prognose und keinen Tipp geben?“
„Neee, ... Sie müssen da einen Architekten eine Bauvoranfrage stellen lassen.“

„Auf Wiedersehen....“

Zwei Tage später... Ich habe die Bauvoranfrage fertig geschrieben. (Allein!!) Nun taucht noch eine Frage auf.

Telefonat 2:
Montag vormittag:
„Hallo – Untere Baubehörde- kicher-“
(Neue Frau, spricht schneller)
„Hallo, ich habe da eine Frage. Ich bin als e.V. doch von den Gebühren bei der Antragstellung befreit. Muss ich dafür einen Antrag schreiben oder machen sie dass automatisch, wenn der Bauherr ein e.V. ist?“
Stille -
„Hallo, ...(ich wiederhole mein Frage)...?
Stille -
„Kicher...“
„Ja, Gebühren, äääh, das weiß ich jetzt auch nicht... kicher...“
„ Na, gibt es da ein Formular, oder soll ich das einfach dazu schreiben?“
- Stille -
„Kicher, .... Nee, da gibt's nichts.. glaube ich... -kicher-“
„ Soll ich da ein extra Schreiben fertig machen?“
- Stille -
„Hallo? Sind Sie noch da?“
„ Jahaa, (lacht)... jaahha, schreiben sie mal drauf..“
- Ich bin mir jetzt sicher, dass die Frau betrunken ist, traue mich aber nicht direkt zu fragen.-
„ Ok, auf Wiedersehen.“
„Jaaahaaa, ... kicher... auf Wiedersehen.... kicher...“

To be continued.....

Nach diesen Gesprächen ist es mir ein Rätsel, dass in Brandenburg überhaupt gebaut wird... Bei solchen Sachbearbeitern frage ich mich wirklich, was die dort machen.
Außer keine Auskünfte geben können...

Ich stell dann mal mein Zelt auf.... Das geht ohne Genehmigung.

Ex-Bauamtsleiter baute schwarz

So kann es auch gehen:

Fichtenhöhe (MOZ) Ein ungewöhnlicher Antrag hat den Abgeordneten der Großgemeinde vorgelegen: Sie sollten zu einem Bauantrag zum Umbau eines Bienenhauses zum Wohnhaus Stellung nehmen. Fakt ist: Das Haus wird seit Jahren bewohnt. Gebaut wurde es im Außenbereich und faktisch schwarz durch den früheren Bauamtsleiter des Amtes Seelow-Land und langjährige Niederjesarer Bürgermeister Helmuth Schneider.

Eigentlich sollte es ein Bienenhaus werden, erklärte Helmuth Schneider seinen Abgeordneten-Kollegen im Fichtenhöher Gemeinderat, als es um den Tagesordnungspunkt "Stellungnahme zu einem Antrag auf Baugenehmigung zum Umbau eines Bienenhauses zum Wohnhaus" im Ortsteil Niederjesar ging. Doch dann habe ihm der Seelow-Länder Amtsdirektor Herbert Blanke 1996 seinen Bienenwagen geschenkt - und das Bienenhaus war nicht mehr nötig. "Und da haben wir es dann Stück für Stück vergrößert", erklärte der langjährige Niederjesarer Bürgermeister, der sich am 6. November dieses Jahres zur Wahl als Bürgermeister der Großgemeinde gestellt hatte, im Gemeinderat mit Unschuldsmiene. Ein Antrag auf Baugenehmigung oder Nutzungsänderung wurde damals nicht gestellt. Nur auf eine Erweiterung als "Stall".

Dabei hätte es Schneider besser wissen müssen. Schließlich war er der erste Bauamtsleiter des Amtes Seelow-Land. Wenn auch nur für reichlich zwei Jahre, vom September 1992 bis Ende 1994. Dann wurde das Arbeitsverhältnis "beendet", wie es aus der Amtsverwaltung hieß.

Schneiders Abgeordneten-Kollegen zeigten jedenfalls Verständnis und befürworteten den Antrag einstimmig. Immerhin wohnt Schneiders Sohn seit zehn Jahren in dem schmucken "Bienenhaus".

Für das kreisliche Bauamt liegt der Fall nicht ganz so klar. Denn: Das Grundstück liegt im Außenbereich. Als Bürgermeister hatte Helmuth Schneider jahrelang verbittert mit Kreis und Land gerungen, um die so genannte Scholle, die an der Straße zwischen dem geschlossenen Ortskern und der B 167 liegenden Grundstücke - darunter seines - in den Innenbereich zu bekommen. Vergebens.

"Wir halten uns an die Gesetzeslage, unabhängig von Rang und Namen", betonte Baudezernent Michael Bonin, der auf Anfrage den Eingang von Schneiders Bauantrag bestätigte. Und auch die Festlegung, "wer schwarz baut, zahlt die doppelte Bearbeitungsgebühr", finde auf den Niederjesarer Fall Anwendung, so der stellvertetende Landrat. Aufgefallen war der Schwarzbau übrigens bei Vermessungsarbeiten zur Aktualisierung des Katasters.

Montag, 05. Dezember 2005 (17:32)

Seltsam

Mir sind einige Bauvorhaben in Märkisch-Oderland erinnerlich, wo (sämtlich nach 2000) im Außenbereich ohne jegliche Privilegierung neu gebaut werden durfte.

Der Bürgermeister hatte vielleicht vergessen, ausreichend zu schmieren.